"Und dann kommst du nach Hause, an einem späten Abend, an dem vieles möglich gewesen wäre, ziehst deinen Schlafanzug an, der nach Lenor riecht. Gehst barfuß leise ins Schlafzimmer. Kriechst unter seine Bettdecke, die er für dich aufgeschüttelt hat.
Und dann hältst du deinen Atem an, um seinen Atem zu hören. Seinen sanften Schlaf-Atem, der um diese Zeit dein Herz so rührt, dass dir im dunklen Zimmer Tränen in die Augen steigen. Und dann raschelst du laut mit der Bettdecke, hustest ein bisschen, und schiebst deinen Fuß rüber auf seine Seite, um ihn heftig, aber gerade noch sanft genug gegen die Wade zu treten, um nachher behaupten zu können, du hättest dich lediglich im Schlaf bewegt.
Denn wenn er dann halbwegs aufwacht, geschieht das Wunderbare:
Dann tastet er nach dir, zieht dich an sich, auf seine Seite, in seine Arme, an seine Brust, die der schönste Ort der Welt ist, und legt seine Wange in die kleine, stets warme, stets duftende Vertiefung zwischen deinem Hals und deiner Schulter und schläft wieder ein. Und du fühlst dich zu Hause und geborgen vor allem Übel, getröstet von allem Kummer, befreit von allen Sorgen - wie an den Abenden, als du noch ein Kind warst, deine Mutter an deinem Bett saß und dir Geschichten vorlas und immer ein kleines Licht anließ, bevor sie dich dem Schlaf überließ und hinunterging in die Küche. "