16 Jähriger KS- Albaner bringt Chia um
CHIA
Große Demonstration nach dem Tod des 16-jährigen Chia
Chia, der in Stuttgart erstochene Ludwigsburger mit kurdisch-irakischen Wurzeln, hat eine eigene Gedenkseite im Internet bekommen. Dort wird für den morgigen Samstag um 13 Uhr zu einer Demonstration „aller Kurden gegen Rassismus“ aufgerufen. Der Zug vom Bahnhof zum Karlsplatz wurde inzwischen von der Stadt genehmigt.
Mit 500 bis 800 Teilnehmern wird bei dem Demonstrations- und Trauerzug gerechnet. Treffpunkt soll beim Bahnhof neben der Musikhalle am „Kugelbrunnen“ sein. Von dort geht es über die Myliusstraße, den Schillerplatz, durch Mathilden-, See- und Leonberger Straße bis zum Karlsplatz.
Kein Verein, ein einzelner Bürger habe am Dienstag den Antrag auf Versammlung gestellt, so die Stadtverwaltung. Die Genehmigung sei erteilt. Dies unter Auflagen, etwa dem Verbot verfassungsfeindlicher Parolen, so der städtische Justiziar Wolfgang Müller. Auf fünf Zugteilnehmer muss ein namentlich genannter Ordner benannt werden.
Aus taktischen Gründen gibt es keine Informationen über Aufgebot und Vorgehen der Polizei. Rathaussprecher Dirk Schaible aber geht davon aus, dass die Versammlung friedlich ablaufen wird. „Bei allen Emotionen und aller Betroffenheit.“
Fotos des 16-Jährigen, der erst vor kurzem an der Uhlandschule seinen Abschluss abgelegt hatte, sind auf einer Internetseite zu sehen. Vier Minuten dauert eine Dia-Show mit ethnischer Musik und Fackeln.
Über 40 Seiten stark ist das virtuelle Kondolenzbuch. Die meisten Wünsche gelten der Familie, spiegeln Trauer wieder. Vom „Aufrechten Kurden“ ist oft die Rede, und wie sehr man ihn vermisse. Sie wünschen ihm alle „R.I.P“ – Requiescat in pace, Rest in Peace, er möge in Frieden ruhen.
Vereinzelt ist aber auch von Rassenhass die Rede, obwohl sich Chia nur in einen Streit um ein Mädchen mit ihm wildfremden Kosovo-Albanern eingemischt hatte und dies mit dem Tod bezahlte. Als Märtyrer wird er im Internet gehandelt. Einer, der helfen wollte und dabei sein Leben ließ. Sie wünschen ihm einen Platz im Paradies. Es ist eine Seite der Trauer, aber auch der Fäkalsprache: Während die einen in ehrendem Andenken zur Besonnenheit aufrufen, machen die anderen ihrem Ärger mit Kraftausdrücken Luft. Und sie fordern „alle Kurden“ auf, am Samstag nach Ludwigsburg zu kommen.
„Es wird Blutrache geben“, wird den Kosovo-Albanern in einigen Internet-Kommentaren angekündigt. „Manchmal hilft auch die Justiz nicht weiter“ steht da. Und: „Der feige Hundesohn wird es bereuen.“ Oder: „Bruder, dein Blut wird nicht auf dem Boden bleiben.“
Die anderen versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Eine Frau bettelt: „Bitte übt keine Rache. Gewalt ist keine Lösung, egal wie tief der Schmerz sitzt.“ Das fordern auch Vater und Mutter des Getöteten: „Er soll seinen Frieden finden.“
Am Mittwoch wurde in der Moschee in der Heilbronner Straße Abschied vom jungen Mann genommen. Die Familie ist gemeinsam mit dem Sarg unterwegs in den Nordirak. Dort soll Chia beigesetzt werden.