Public Viewing soll
auch während der EM in Frankreich wieder das Highlight in den deutschen Städten
sein. Diesmal sind weniger Streitigkeiten zu erwarten wie bei der WM in
Brasilien – den Anstoßzeiten sei Dank.
Jeder hat es noch vor Augen, wie im Sommer 2006 das Public Viewing
seinen Siegeszug durch ganz Deutschland feierte. Die WM in Deutschland stand
unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“, und nirgendwo konnte die
Bundesrepublik sich besser als weltoffener, herzlicher Gastgeber zeigen als auf
den riesigen Fanmeilen, die es in Deutschland in dieser Form zum ersten Mal gab.
Die sogenannten „Fanfeste“ waren Symbolbild der Weltmeisterschaft und die
Medien voll von jubelnden Fans aller Nationalitäten, die die Fußball-WM als fröhliches
Treffen der Kulturen inszenierten.
Bildquelle: Deutsche Fußball-Fans Public Viewing © www.gg24.de / Fotolia.com
WM 2006: Die Welt zu
Gast zum Public Viewing
Dass die deutsche Elf zudem für viele überraschend
begeisternden Angriffsfußball spielte und damit nur knapp im Halbfinale
scheiterte, trug zur allgemeinen Partystimmung im Land selbstverständlich auch
ihren Teil bei. Doch das Public Viewing etablierte sich in Deutschland und kaum
ein Fan möchte die bunten Fanfeste mehr missen, die so sehr Ausdruck der
Fußball-Sommer geworden sind, die die großen Turniere des Weltfußballs im zwei
Jahres-Rhythmus mit sich bringen. Alleine Fußballschauen, bei der WM? Das ist
seitdem undenkbar geworden. WM- oder EM-Spiele sind Events, die man gemeinsam
mit Freunden genießen will, am besten mit Stadion-Atmosphäre.
Die EM in Frankreich im nächsten Jahr wird in mehrerlei
Hinblick ein besonderes Highlight für die deutschen Fans werden. Allein aufgrund
der geografischen Nähe zum Austragungsort ist die Euro 2016 besonders viel Spaß
zu machen: Viele Deutsche werden hinfahren, um ins Stadion zu gehen oder
einfach auf die Fanfeste vor Ort. Aber auch die Fans, die in Deutschland
bleiben, dürfen sich auf ein harmonisches Fußballfest freuen. Gab es zuletzt
noch Streit
um die Public-Viewings aufgrund der teils späten Anstoßzeiten des Turniers
in Brasilien, wird dies aufgrund der nicht vorhandenen Zeitverschiebung im
nächsten Sommer kein Problem sein.
Bildquelle: paar © detailblick-foto / Fotolia.com
Zudem wird die deutsche Mannschaft als absoluter
Turnierfavorit gehandelt. Nachdem Löws Truppe in Brasilien Weltmeister wurde,
scheint sie sich auf dem Weg zum WM-Titel nur selbst schlagen zu können. Die
Buchmacher geben der deutschen Mannschaft die beste Quote aller Teilnehmer
(1:4,00). Dicht dahinter folgen Spanien mit 1:6,50 und Gastgeber Frankreich mit
1:7,00 (Quelle: www.fussball-wetten.com).
Gastgeber Frankreich
will den Deutschen Paroli bieten
Während die Spanier sich nach ihrem kläglichen Vorrunden-Aus
bei der WM in Brasilien langsam wieder berappeln und sich auch in der
EM-Qualifikation auf Kurs geschossen haben, sind die Franzosen schon am
Zuckerhut äußerst stark aufgetreten. Die „Equipe Tricolore“ spielte teils
spektakulären Fußball nach vorne, Torjäger Karim Benzema zeigte sich in
Topform. Hinten stand man mit den beiden jungen, hochveranlagten
Innenverteidigern Raphael Varane und Mahmadou Sakho sicher und ließ nur ganz
wenig zu. Gegen den späteren Weltmeister Deutschland war im Viertelfinale
trotzdem Endstation – ein Kopfballtor von Mats Hummels nach Kroos-Freistoß
entschied ein enges Spiel, das lange auf Augenhöhe stattfand. Die Abgebrühtheit
der Deutschen um den souveränen Rückhalt Manuel Neuer machte am Ende den
Unterschied.
Bildquelle: French soccer player celebrates on white background © filipefrazao / Fotolia.com
Beim nächsten Turnier wird die französische Mannschaft, die
in fast unveränderter Form auch vor heimischem Publikum auflaufen könnte, mit
der Erfahrung des Turniers in Brasilien und den eigenen Fans im Rücken den
Titel angreifen. Interessant: Obwohl die deutschen Spieler zum Teil schon in
ihre zweiten, dritten, vierten oder gar fünften großen Turniere gingen, war
Löws Mannschaft im Altersschnitt (26,4) eines der jüngsten Teams im Wettbewerb,
sogar noch jünger als Frankreich (27,1). Dennoch stand auf deutscher Seite im
Maracana-Stadion eine international deutlich erfahrenere Truppe auf dem Rasen
denn auf Seiten der Franzosen. Diesen Rückstand wollen „Les Bleus“ bis zur EM
verkürzt haben.
Neben Deutschland, Spanien und Frankreich zählen auch Teams
wie das wiedererstarkte England, die traditionell bei Turnieren starken
Italiener sowie die Belgier, die schon in Brasilien aufhorchen ließen und
ähnlich wie Frankreich in den zwei Jahren vor allem an Reife dazugewonnen haben
werden, zu den Turnierfavoriten. Mit den Niederlanden ist ein weiterer üblicher
Verdächtiger drauf und dran, seine Chancen auf den Europameisterschaftssieg schon
in der Qualifikation zu versieben: Die Niederländer um ihren Kapitän Arjen
Robben haben in ihrer Qualifikationsgruppe bei zwei noch ausstehenden Spielen
zwei Punkte Rückstand auf den Play-Off-Platz drei, der im Moment von der Türkei
belegt wird.
Bildquelle:
Screaming man with Netherlands flag on face. © Piotr Marcinski / Fotolia.com
EM in Frankreich:
Erstmals mit 24 statt 16 Teams
Etwas ganz besonderes wird die EM in Frankreich nicht nur
aufgrund der spannenden Konstellation an der Spitze, sondern auch gerade wegen
der Teams, die um den Turniersieg vermutlich nicht allzu viel mitreden werden.
Nach der Aufstockung des Starterfelds von 16 auf 24 Teilnehmer werden sich auch
einige Exoten im Starterfeld befinden. Island etwa, das im 24. Anlauf erstmals
die Qualifikation für ein großes Turnier geschafft hat. Oder Wales, das als
Tabellenführer seiner Quali-Gruppe ebenfalls kurz vor der erstmaligen Teilnahme
steht. Auch Nordirland oder Albanien sind drauf und dran, sich zu
qualifizieren.
Kritiker der Aufstockung fürchten, dass das Niveau des
Turniers unter den zusätzlichen Mannschaften leiden könnte. Definitiv nicht
leiden wird aber die Qualität der Fanfeste: Durch die Teilnahme von mehr
Nationen werden die Public Viewings sicherlich nicht langweiliger, sondern
bunter. Und ein weiterer Vorteil der Aufstockung freut ebenfalls vor allem die
Fans: Da nun nach der Gruppenphase zunächst noch ein Achtelfinale stattfindet,
gibt es eine Runde mehr – und damit mehr Public Viewing.
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