fridays @ nova presents moonbootica
War doch deren letztes Gastspiel ein absoluter Knaller, so gibt’s nach 7 monatiger Durststrecke eine Zugabe der beiden Jungs.. prädikat: einmalig!
"Es ist, als würdest du mit einer Waffe in der Tasche herumlaufen. Wenn die ganze Energie des Universums in dir brennt, musst du tödlich geschmeidig sein - weil du weisst, dass du jederzeit explodieren kannst: du kannst dich zu jeder Zeit, auf jedem Level um alles kümmern und dabei so intensiv sein, dass die Leute förmlich von dir weggeblasen werden. Also musst du cool sein; es ist als wärest du Supermann." Rob Tyner, 1969
Musik wirkt im Idealfall wie eine Stimulans oder besser, wie Stimulanzien. Zwischen einem Versprechen wie "I Wanna Take You Higher" und der Frage "How Low Can You Go?" liegt oft nur ein Break. Selbst die besseren Smart Drugs, die ausschliesslich millionenschweren Software-Entwicklern in Silicon Valley die Nervenenden spleissen, könnten nicht schneller und vielfältiger wirken als die richtige Musik zum rechten Zeitpunkt. Nun sind Smart Drugs ein Widerspruch in sich und wir Normalsterbliche kommen ohnehin nicht mehr in diesem Leben an den wirklich guten Stoff. Das macht das Treiben von Moonbootica schon auf einer praktischen Ebene so wertvoll - sie sind immer zur Stelle, wenn man sie braucht und ihre Musik kosten nie mehr als ein vernünftiger Glutamat-Rausch im örtlichen China-Restaurant.
Jeder Musiker und DJ muss sich aber auch irgendwann entscheiden, ob er sein mehr oder minder langes Künstlerleben damit verbringen möchte, dieselbe Stimulans für dieselben Stimmungen anzurühren - was dem einen langweilig vorkommt, bedeutet für den anderen Konzentration auf das einzig Rrichtige. So einer lebt dann in der Welt der Experten und Puristen, wo jeder Click und jeder Bleep an seinem Platz zu sitzen hat - kann schön sein, muss man aber mögen. Andere verschreiben sich lieber dem mehrdimensionalen Wirkversprechen - wobei sie sich noch nicht mal an die eiserne Regel der Dealer-Zunft halten müssen: Don't get high on your own supply! Nein, es gibt keinen Grund, sich zurückzuhalten. Es ist genug für alle da. Für dich und für mich, für KoweSix und für tobitob ... Think big! Think again! Think bigger!
Seit sich die beiden Ende des letzten Jahrtausends an einem fernen Strand dazu entschlossen haben, fortan gemeinsame Sache zu machen, steht ihr Treiben unter dem Motto "Wie es uns gefällt" - was zählt, ist die Musik, und nur die Musik. Das mag simpel klingen, doch dahinter wirkt ein hochkomplexes und ausgeklügeltes Selektionsprinzip, das am Ende wieder auf einer Grundbedingung basiert: ihr Geschmack stellt den Vorgaben der Stylepolizei eigenmächtig den persönlichen Lustgewinn entgegen. Ein Fanal gegen jegliche Bemühungen von Reinhaltung. Den Wildstyle haben sich Moonbootica schon in die Wiege gelegt bevor die New School zur Old School verklärt wurde. Der Rest besorgte ihre persönliche Mischung aus Triebhaftigkeit und Feingefühl.
Trotz dieser Grundvorraussetzungen unterscheiden sich ihre unzähligen DJ-Sets stark von den Artist-Alben; in mancher Beziehung könnten die Arbeitsweisen nicht gegensätzlicher sein. Während sie als DJ-Team Gegensätze elegant im homogenen Übergang verschwinden lassen, benutzen sie als Musiker Gegensätze, um sich an ihnen abzuarbeiten. Am Ergebnis ändert das natürlich wenig, statt dem Flow können sie auch dem Break eine maximale Intensität und Energie abgewinnen. So oder so vereint sich bei Moonbootica, was sich sonst auszuschließen scheint: Ihre Musik ist zugleich schön und klug, geradlinig und verspielt, brutal und verführerisch. So garantieren Moonbootica ein buntes Drama, das uns jederzeit wie auf Knopfdruck über die Weltlichkeit unserer Existenz hinweg heben kann. "Es ist, als würdest du mit einer Waffe in der Tasche herumlaufen (...) - als wärest du Supermann."
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